„Aufgrund der unsicheren Corona-Lage konnten wir leider kein größeres Fest ausrichten“, bedauert es Anja-Franziska Scharsich, die Leiterin des Literaturhauses. „Aber ich denke, dass wir mit unserem schönen Programm das Beste daraus gemacht haben.“
Der Schauspieler Bernt Hahn las am Freitagabend aus Johnsons Roman „Das dritte Buch über Achim“.1961 kurz vor dem Bau der Berliner Mauer war er erschienen. Der westdeutsche Journalist Karsch wird darin in die DDR eingeladen, um über den Nationalhelden und erfolgreichen Radrennfahrer Achim T. ein Buch zu schreiben, über den es allerdings schon zwei Bücher gibt. Im Verlauf der Gespräche stößt Karsch jedoch auf Widersprüchlichkeiten in Achims Leben, es ist ihm deshalb nicht möglich, das Buch zu schreiben. Letztlich kehrt er unverrichteter Dinge wieder nach Hamburg zurück.
Begleitet wurde die packende Lesung von dem Jazz-Musiker Theo Jörgensmann. Mit seinen wunderbaren Improvisationen auf der Klarinette zauberte er eine ganz besondere Stimmung in den Abend. Vogelgezwitscher, der stürmische Flug der Schwalben und das zeitweilige Brummen des Kühlaggregats vom Supermarkt nebenan taten ihr Übriges.
„Wie kann man einem Literaturhaus gratulieren?“ fragte sich Jürgen Schossow aus Boltenhagen. „Am besten im einem Gedicht.“ Gesagt, getan. „Das ist eine tolle Anerkennung für alle“, freute sich Barbara Stierand vom Förderverein des Literaturhauses. Das gerahmte Gedicht wird einen Ehrenplatz im Haus erhalten.
Was hat Klütz mit Uwe Johnson zu tun? Und warum gibt es hier ein Literaturhaus, das seinen Namen trägt? Peter Loeck und Rolf Kruse gaben am Samstagvormittag Antworten und zeigten bei einem Rundgang durch Klütz die Zusammenhänge auf. Zum Literarischen Spaziergang auf den Spuren von Uwe Johnson lädt der Förderverein des Hauses seit vielen Jahren von Mai bis Oktober ein.
„Literatur querbeet“ hieß es am Sonntagvormittag zum Abschluss des Jubiläumswochenendes. Mit dem Schauspieler Rainer Rudloff konnten die Gäste kleine Leseinszenierung an außergewöhnlichen Orten erleben. Der Klützer Bach, der idyllische Seerosenteich am Wasserwerk, ein dunkler Busch im Park von Schloss Bothmer oder die St. Marienkirche wurden zum Schauplatz von spannenden Geschichten. Rainer Rudloff ließ die Figuren aus den Romanen „Tschik“, „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ oder aus „Beowulf“, dem angelsächsischen Heldenepos, mit Stimme und Schauspiel lebendig werden.
„Das war wirklich ein tolles Programm, an allen drei Tagen“, zeigte sich Marita Freund-Wellmann begeistert. Die Hamburgerin war mit ihrer Cousine Rosemarie Salm extra für die drei Tage nach Klütz gekommen. Auch die Staudengärtnerei und das Gutshaus Redewisch hatten es ihr angetan.
Das Jubiläumswochenende war eine Veranstaltung des Literaturhaues „Uwe Johnson“ und seines Fördervereins. Gefördert und unterstützt vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, vom Landkreis Nordwestmecklenburg sowie von der Sparkasse Mecklenburg-Nordwest.