„Wo ist der Mäuseturm?“ und „Zu welcher Metropolregion gehört Klütz?“ – diese zwei von fünf Fragen mussten schnell beantwortet werden, um an die begehrten pinken Armbändchen zu kommen, die Bürgermeister Jürgen Mevius zur Eröffnung der Klützer Kultournacht auf dem Marktplatz verloste. Die Gewinnerinnen freuten sich, denn damit hatten sie überall freien Eintritt.
Auf dem Marktplatz begrüßte der Bürgermeister die Gäste aus nah und fern und dankte den Organisatoren der mittlerweile siebten Klützer Kultournacht für ihr Engagement und das vielfältige Programm. „Es ist noch umfangreicher als im letzten Jahr“, stellte das Stadtoberhaupt anerkennend fest. Mevius rief alle Teilnehmenden dazu auf, die Corona-Regeln einzuhalten „nicht, dass ich nachher in der Zeitung lesen muss, dass es Klütz in ein paar Tagen Corona-Fälle gibt.“
Dies zu verhindern, dafür sorgten alle Veranstaltenden mit vollem Einsatz und großem Aufwand. Es galt die 3-G-Regel sowie die Maskenpflicht in den Innenräumen, jede Station hatte außerdem einen großen QR-Code für die Luca App.
Ist Klütz das Vorbild von Jerichow, dem fiktiven Ort aus dem Roman „Jahrestage“ von Uwe Johnson? Diese Frage versuchte Rolf Kruse vom Förderverein des Literaturhauses auf seinem Literarischen Spaziergang durch Klütz zu beantworten. Mit Pastorin Pirina Kittel konnte man den Turm der Klützer Kirche erklimmen, und bei Einbruch der Dunkelheit zündete Nachtwächter Uli Arph seine Laterne an, verteilte Süßigkeiten an die Kinder und begann seine heimatgeschichtliche Führung durch die Stadt.
„Monsterquatsch und Wackelzahn“ – mit diesem Programm begeisterte der Clown Anders Orth vom Theater „Lila Lindwurm“ im Obergeschoß des Literaturhauses Kinder und Erwachsene. Er verteilte Trommeln und Triangeln, die Kleinen musizierten selbst und sangen aus voller Kehle mit. Experimente mit kleinen Forschern von 5 bis 11 Jahren machten die Bibliothekarin Lara Töpper und ihre Helferin Paula Tattermusch im Lesegarten des Literaturhauses. „Wir haben Emser Pastillen in Sand gesteckt und sie dann angezündet“, so Töpper. „Die Pastillen haben sich zu kleinen schwarzen Hörnern gebogen, das war aber nicht gefährlich“. Auch das spannende Rätsel, wieso das Papier trocken bleibt, obwohl es in Wasser getaucht wird, wurde mit den Kindern an diesem Abend erforscht.
Zum Töpfern an der Scheibe, zum Kneten und Modellieren mit Ton wurden die Kinder von Pia Schröder eingeladen. „Sie haben wirklich tolle Sachen gemacht“, so die Keramikerin und stellte gleich ein paar der kleinen Kunstwerke ins Schaufenster ihrer Werkstatt am Markt. Entstanden waren niedliche Eulen, Anhänger, Trinkbecher, kleine Teller und Schälchen.
Die Kirche als Klangraum entdecken konnte man mit der Gemeindepädagogin Marie Leubner. „Kling. Klang. Kirche“ nannte sie ihr Programm und hatte dafür verschiedene Instrumente wie Tamburine, Rasseln, Schellen oder ein Xylophon auf eine Kirchenbank gelegt. Sie forderte die Klangentdecker auf, sich ein Instrument auszusuchen und sich damit weiträumig durch die Kirche zu bewegen. „Nehmen Sie die Klänge wahr, die sie selbst erzeugen, aber auch, wie die Klänge der anderen auf Sie wirken“, schlug sie vor. Die Klangreise endete schließlich oben an der Orgel, wo der Organist Ilya Pril erklärte wie das großartige Instrument funktioniert und den Besuchern sogar anbot, die Orgel selbst einmal zu spielen.
Die Klezmer-Band „manifest“ begeisterte ab 20.00 Uhr im Obergeschoß des Literaturhauses. Auf Einladung des Fördervereins war sie aus Potsdam gekommen. Ihr Repertoire umfasst vor allem Lieder und Tänze der Juden Osteuropas. Nicht nur virtuos gespielte Musik mit verschiedenen Streichinstrumenten und Gesang bekam das Publikum zu hören, der Violinist Harald Petzold übersetzte auch die Lieder aus dem Jiddischen und erzählte vom Leben und von den Gebräuchen der Juden über die Jahrhunderte.
„Auch die Veranstaltungen bei uns waren sehr gut besucht. Es kamen hauptsächlich Familien mit Kindern zwischen drei und zwölf Jahren“, berichtet Nadine Schmidt von Schloss Bothmer. Der Magier Johannes Giertz aus Neubrandenburg entführte Kinder und Erwachsene mit Riesenschlangen und verschwundenen Tüchern in die Welt der Zauberei. Birte Bernstein, die Märchenerzählerin, trat viermal am Abend auf und erzählte spannende Geschichten von „Nacht und Nebel“. Zu späterer Stunde konnte man im Schlosspark die Lichtinstallationen der Decoholix sowie von Frau Preusz und Daniela Melzig entdecken. Sie schafften eine geheimnisvolle Atmosphäre, die toll zur Kulturnacht passte.
Die Messermanufaktur von Janos Freuschle hatte sich schon im Vorfeld der Kultournacht herumgesprochen. In Partnerschaft mit seinem Vater Michael Schimmel stellt er aus recyceltem Kunststoff attraktive Messergriffe her. Die Maschinen dafür hat er selbst gebaut. „Jedes Messer ist individuell und ein Unikat“, so der Produktdesigner. „Es gibt auch die Möglichkeit, sich sein Wunschmesser herstellen zu lassen.“ Auch die Klingen werden in der eigenen Werkstatt von Vater und Sohn hergestellt. Obwohl die Messer einen stolzen Preis ab 350 Euro haben ist die Nachfrage sehr groß, wie Janos berichtet.
Die Klützer Kultournacht ist eine Gemeinschaftsaktion von freien Künstlerinnen und Künstlern, Kunsthandwerkern und kulturellen Einrichtungen in Klütz, ein Veranstaltungshighlight im Jahr und spiegelt die Vielfalt des kulturellen Lebens der Stadt wider.
Was sonst noch so los war bei der 7. Klützer Kultournacht zeigen die Fotos auf dieser Seite.
Fotos: Barbara Stierand, Anja-Franziska Scharsich, Helmut Strauß, Perina Kittel, Catrin Freuschle, Janos Freuschle