„Wir sind große Fans von Heino Jaeger“, eröffnete Christiane Leuchtmann den Abend. „Viele Satiriker haben ihn adaptiert, unter anderem auch Loriot. Wobei Heino Jaeger viel radikaler ist.“ Loriot fragte später sogar: „Wie konnte es geschehen, dass Heino Jaeger 25 Jahre ein Geheimtipp blieb? Wir haben ihn wohl nicht verdient.“
Heino Jaeger wurde 1938 in Hamburg geboren. Als Kind erlebte er die Bombardierung Dresdens 1944/1945. Später studierte er Kunst in Hamburg und wurde in den 1960er-Jahren von dem Schauspieler und Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch entdeckt. Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre wurde er einem breiteren Publikum durch die Serien „Fragen Sie Dr. Jaeger“ und „Das aktuelle Jaegermagazin“ bekannt, produziert vom Saarländischen Rundfunk.
Aus diesen beiden Serien lasen Korff und Leuchtmann witzige, absurde und satirische Stücke und setzten sie lebhaft in Szene. Besonders die Dialoge zwischen Dr. Jäger und seinen Patienten, die eine tatsächlich existierende Fernsehsendung des NDR parodierten, sorgten für Heiterkeit. Das Lachen blieb dem Publikum aber im Halse stecken, als von Gewalt an Kindern, Missbrauch von Minderjährigen durch den eigenen Vater oder von psychisch Kranken und deren Behandlung in Kliniken erzählt wurde. Als Heilmittel wurden sie dort mit Schlägen traktiert.
„In diese Texte sind auch seine eigenen Erfahrungen eingeflossen“, so Hans Peter Korff. Wegen „fortschreitender Verwahrlosung und Alkoholsucht“ wurde Heino Jaeger von der Hamburger Gesundheitsbehörde Mitte der 1980er-Jahre in die geschlossene Psychiatrie Ochsenzoll eingewiesen. Später wurde er nach Bad Oldesloe in das Pflegeheim „Haus Ingrid“ verlegt, wo er 1997 nach zehnjährigem Aufenthalt an den Folgen eines Schlaganfalls starb.
Die beiden brillanten Schauspieler ließen ihr Publikum erheitert, aber mehr noch betroffen, verstört und etwas ratlos zurück ob der beklemmenden Abgründigkeit und Tragik der gelesenen Texte und Inhalte.
„Ja, das ist heftig und nicht einfach zu verdauen“, so Christiane Leuchtmann. „Und Heino Jaeger ist auch nicht Loriot, der sich ja eher am Bürgertum abgearbeitet hat. Aber ich bin froh, dass wir heute diesem großartigen Künstler, der ja nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein genialer Maler und Graphiker ist, ein Forum bieten und an ihn erinnern konnten.“
Hans-Peter Korff ist durch zahlreiche Filme, Fernsehserien und Theaterstücke bekannt. Er spielte beispielsweise in „Diese Drombuschs“, in „Pappa ante portas“ mit Loriot – hier unvergesslich der 80. Geburtstag, gedreht in Ahlbeck auf Usedom – oder in TV-Serien wie „Adelheid und ihre Mörder“ und „Agathe kann’s nicht lassen“.
Christiane Leuchtmann ist Theater- und Fernsehschauspielerin sowie Hörspiel- und Hörbuchsprecherin. Sie spielte in vielen TV-Serien, an den Münchner Kammerspielen und an den Staatlichen Schaubühnen Berlin.